Brief vom 29. März 1818

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Dresden
Datum: 29. März 1818
Umfang: 1 Br. 3 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 5, Mappe 47
Signatur: NPCH.ACLP18.010

Beschreibung

Vermisst Ruhe und ihr liebliches Muskau, Im Ganzen kann ich dir noch wenig Interessantes mittheilen. Mein Mann blieb so lange bei Tische, daß wir Theater und alles darüber versäumten. So verplauderten wir die Zeit bis in tiefe Nacht und beinah mögte ich sagen war mir seine Unterhaltung lieber als die der hiesigen Zirkel, worin ich noch wenig vertraut, und es nicht der Mühe werth halte einzudringen, da unsere Abreise so nah ist. Knobelsdorffs fand ich umgemein herzlich am ersten Tag, sonderbar geschroben den 2ten und litt an bitterer Langeweile den Abend welchen ich bei ihnen zubrachte. [...] Gestern war eine Soiree bei Frau von Oelsen und es war eine Gelehrte Versammlung in aller Form. Nein nicht Gelehrte, aber entschiedene Dichter, Helmine von Chezy war dort, Diplomat Herr von Malsburg und Graf Löben, Helmine sieht wie eine kleine Tonne aus, an der ein derbes Füßgen zwei baumstarke und bewegliche Arme, und endlich was man auf [ober]deutscher Sprache ein Kürbisköpfgen nennt, las eine Romanze der Ring, die Lucie gefiel, Graf von Löben trug das Märchen des grünen Vogel vor..., Ich fing an müde zu werden, des grünen Vogels Ende war mir nicht unwillkommen, Verfasser der Abtei des heiligen Benedictus, am nächsten Abend war sie wieder bei der Oelsen, die eine recht gute Frau ist, die schöne Dillon und ihre Mutter waren da, abends in der italienischen Oper, heute wird die Ahnfrau gegeben und wir haben eine alte Tante meines Mannes zu Tisch, die recht liebenswürdig aber aus einer anderer Welt herzukommen scheint, Ich bitte dich Adelheid zeige meine Briefe nicht und lasse sie nicht herumliegen. Dieses sei dir heilig.