Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Berlin
Datum: 19. März 1835
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 6, Mappe 63
Signatur: NPCH.ACLP35.006
Betreff: U.a. Anlagen in Carolath
Reise nach Carolath, sie hat keinen Wagen, um hinzukommen, nöthige
Reparaturen, die vor Ostern nicht fertig werden, ihre
beschränkte Casse ist ihr höchst peinlich, traurig, deinem
Cottage meine pflegende Hand nicht widmen zu dürfen, So gern hätte
ich es gethan: ob ich gleich fürchte, daß es an vielem fehlt, ohne
welches all mein Anlegen doch nichts hilft! Namentlich an einem
geschickten und Muskau zugelernten Menschen eine Anlage zu erhalten,
Pflanzungen Wege Rasen noch den Ort behandeln zu können ohne dies das
ganze nichts ist: und immer unvollkommen bleibt: mit einem Wort der
Wildniß gleicht, die dir gegenwaertig dort mit Recht so misfällt, und
nicht aus der Terrassierung der Anlage die ich damals übernommen
entsteht wohl aber aus der Unkultur worin sie liegen blieb hervorgeht.
Ist nun auch das Rosary nicht nach meiner Idee ausgeführt so zweifle ich
beinah, das jene dazu erforderlichen [Eichen] und Rosen vorhanden sind,
doch dies würde schon ein eher zu besiegendes Hinderniß sein: und ohne
diesen doch noch Bedeutendes für Ausschmückung und Zierde zu leisten
nöthig sein., auf französisch, Quadriga, Paraden Nur Victoria mit
den ehernen Rossen betrachtet sie, wie täglich dahin rollen und reiten
und wandern und allem Wetter trotzen, und was das schlimmste ist, dem
ewigen Einerlei! Prinz Wilhelm ist ganz außerordentlich in Wien
aufgenommen, Es wird aber doch unruhig wieder in der Politik,
Fürst v. Schwarzenberg, R. und E. auch der Pascha fangen an das Wasser
zu trüben! Gestern war ein großes diné bei Bresson. Die Gräfin
Brandenburg grüßte mich, als hätte ich die Ehre ihre Kammerjungfer zu
sein, ihre erhabene Büste presste sie aus den Conturen ihres
Kleides empor, junge Schauspielerin, die die Norma [Oper von
Bellini] spielte
Um nochmals auf dein Cottage zurückzukommen so rathe ich dir, nicht
die Divans in Berlin machen zu lassen, unbequem und übertrieben
theuer, in den Modejournalen sind genügend hübsche Modelle, Eckdivans
sollen es sein, Zeichnung dafür, aus der du dich leicht herausfinden
wirst, Ich werde den Rheder über noch mehreres instruieren! Glaube
mir, daß ich trostlos bin nicht mit ihm zugleich da wirken zu sollen,
Graf Bernsdorff hatte Schlaganfall.