Brief vom 14. Mai 1845

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Muskau
Datum: 14. Mai 1845
Umfang: 1 Br. 6 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 7, Mappe 73
Signatur: NPCH.ACLP45.019
Betreff: Pläne für Villa Adelheid, Rheder in Carolath

Beschreibung

Bedankt sich für die Unterstützung und das Angebot, bei Adelheid in Carolath zu leben: Schöne Worte, die zu meinem Herzen dringen und mir heitere Aussicht für den Rest meines bewegten Lebens, unter Euch meinen Lieben, zu ruhen, da den Frieden des Gemüths wieder zu erlangen: der jetzt so erschüttert! Sie stärkt alles was von Euch kommt. Äußerungen über die Vasen, die gehen mit den übrigen Sachen, und glaube mir die Villa Adelheid äußerlich zu schmücken davon träume ich süß - und habe schon deshalb vorbereitende Anstalten getroffen. Auch darfst du dich der Kosten wegen nicht fürchten. Ich werde vieles hiervon übernehmen. Lucie fasst Pläne für ihren Umzug/längeren Aufenthalt in Carolath: Nun bemerke ich das nicht aus Eigensinn, nicht aus Uebereilung der Sache; aber der Verhältnisse und Umstände wegen, die hier vorwalten - der Wunsch drängend bei mir ist, daß die Räumung der Gebäude welche am Fuße deines Besitzthums liegen, möglichst beschleunigt werde. Als Grund folgender. Wenn ich jetzt nach Carolath komme, beginne ich gleich mit dem Ordnen der Anlage - und nur zu dieser Zeit ohngefähr kann der Park Inspekteur Rheder der mich in der Ausführung meiner Idee unterstützen muss, abkommen. Er ist nun wie ich der Meinung, daß wenn der Platz nicht frei ist, worauf die Häuser stehen, also auch das ehemalige Forsthaus, nun große Schwierigkeiten entsteht, die Anlage wohl zu ordnen und das Ganze damit in Uebereinstimmung zu bringen. Aber ein 2ter Punkt ist hier noch zu berücksichtigen. Ist der Plan einmal gemacht, nehmlich alles festgestellt, so geht es gleich daran, Terassierungen, Wege und Parthien, solide herzustellen, wozu ich einige tüchtige hierin geübte Arbeiter mitbringen würde. So - daß alles zum Herbst präpariert und nichts mehr zu thun wäre als die Pflanzungen in den rayolten Partien und Abtheilungen zu vollenden, welche in 3 bis 4 Tage dann geschehn kann. Später, weißt du daß ich und nehmlich Anfang August abreise, und mich zu meiner Tour mit Pückler nach Süden begeben will: nehmlich um [Stern] und Meran mit ihm zu besuchen. Vor dem Herbst vielleicht - Ende des Herbstes schon, kehre ich dann zurück: und mir scheint was allzu sehr verschoben fast aufgehoben! Wenn man so alt ist wie deine Mutter hat man Eile, für die Dinge, welche man noch vollbringen mögte. Dazu würde es doch von großem Werth, für dich den Fürsten den Kindern zumal sein daß die Villa der geliebten Tochter, Gattin, Mutter, und O Mama äußerlich keine Wüste mehr bliebe, bei der köstlichen und geschmackvollen inneren Einrichtung, welche dieselbe ziert. In dem Monat aber, wo ich bei euch zuzubringen denke, soll aber alles geordnet und fertig sein.
Allerdings darf es an einigen Hülfs Arbeiter nicht fehlen - und Rasen nach Bedarf, auch vielleicht etwas guter Boden angefahren werden, was die Pferde verrichten könnten die auch die Fuhre für meine und der Villa Sachen, besorgen sollen.
Was die hiesigen Arbeiter, Rehder, Reummeration, die von hier zu entnehmenden, von deinem Brief bereits bestellten Pflanzen an blühenden Straeuchern und [...] betrifft: so werde ich solches selbst bezahlen, um in deiner Casse, mein Kind, keine unerwarteten Ausgabe zu veranlassen, da du ohndem gewis schon genug mit der Berichtung dessen zu thun hast, was die Villa dich kostet.
Nun, um meiner langen Rede und Vorstellung, das Schluß Ende zu geben - bitte ich also inständig, wenn es sich thun lässt, um folgendes. Und es wäre: den beiden in fraglichem Hause wohnenden Familien ein Obdach so lange im Schloß zu geben, bis sie in die für sie gerichtheten Wohnungen, beim Zimmermann einziehn. Ich dächte ein Befehl des Fürsten (ohne viel Worte deshalb) wäre das rathsamste: und würden auch einige deiner Zimmer im Schloß ein bißchen dadurch [verwohnt] so wird deine [Schnucke] dir schon mit Rath und Tath unter die Aermchen greifen, dies bald wieder in Ordnung zu bringen.
Geht es aber durchaus nicht an, was mir bei Eurer Abwesenheit doch um so leichter: so müsste dein guter Mann schon [Pleinpouvoir] geben, daß die Demolierung des Hauses mit der Anwendung bedeutender Kräfte, und so bald als es nur möglich wäre vor sich ginge. Aller Schutt ist für die Wege zu reservieren nöthig: und wäre nur für das noch [...] ein Platz in der Nähe anzuweisen und schnell zu räumen. Was nun die Fuhren anbelangt, welche ich gebrauchen würde, so werde ich bemüht sein, daß die Ladungen gering werden, die Pferdgen nicht zu sehr anzugreifen, was schon darum sehr gut angeht, weil ein Kutscher von hier einen der Wagen mit 2 Pferden Vorspann bis Carolath hinbringen soll, da er mit solchen Transporten Bescheid weiß. - Ermüde nur nicht an allen diesen Details, mein Engel, und wenn du etwa mit dem Fürsten noch einmal meinen Brief durchgelesen, und ihr was ihr thun wollt und thun könnt, beschlossen habt: so werft auf den beiligenden Zettel Eure Blicke die hervorgehobenen speziellen Dinge anzuordnen, die zu eurer Bestimmung und meinen Vorschlägen gehören und passen. Alles Uebrige was auf meine kleine Niederlassung bei Euch sich bezieht, wollen wir mündlich und nach reiflicher Ueberlegung ins Leben zu bringen suchen. [Immer] werde ich freillig auch meinem theuren Freunde Pückler einen Theil meiner Zeit widmen - doch glücklich, ganz glücklich es auch machen, viel, viel mit Euch Kindern meinen Kindern zu sein.