Brief vom 21. Januar 1835

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 21. Januar 1835
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 22
Signatur: NPCH.LPAC35.003

Beschreibung

Zitat Goethes, der große Menschenkenner: Wer sich der Einsamkeit ergiebt, ach! Der ist bald allein, ein jeder lebt, wie jeder liebt - und - läßt ihn seiner Pein! Auch mitten im Geräusche der großen theilnahmslosen Welt, fühlt man sich erst recht allein, Reise mit Heinrich nach Breslau, wo sie sich unter anderem die Frauenanstalt zeigen ließ, die in der That verdient als ein Muster aufgestellt zu werden, sie sah eine schöne Pohlin, die den Verstand verloren hat und zeitweilig in Raserey verfällt, Auch Fräulein von Bojuslafska, früher Hofdame bey Prinzeß Wilhelm ist dort, sie erkannte mich sogleich, sprach längere Zeit ganz vernünftig, erinnerte sich der kleinsten Umstände als sie mich zuletzt gesehn, bis sie auf ein Mal sich einbildend sie sey Maria da Gloria anfing, den größten Unsinn zu reden! Mich griffen diese verschiedenen Scenen mehr an, als ich zu beschreiben vermag, Überhaupt hat es etwas Niederschlagendes und siegt einer bitteren Hohn des Schicksals ähnlich, daß jene prachtvollen Gebäude, schöner als kein Schloß in Schlesien, ehemals eines der reichsten Klöster, zu dessen Gründung gewiß die ersten Familien Stiftungen machten, u Mitglieder ihrer Familien darin aufgenommen sahen, nun - in ein Narrenhaus umgewandelt zu erblicken; ein schauderhafter Wechsel, der zu manchen Betrachtungen Veranlassung giebt, Entwicklung der Töchter, Blücher, der sich mit seinem häßlichen Oberst überwarf.