Brief vom 14. April 1838

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 14. April 1838
Umfang: 1 Br. 6 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 25
Signatur: NPCH.LPAC38.005

Beschreibung

Abschrift eines Gedichts der Enkeltochter Adelheid, die es mit dem ersten Blumensträußchen aus des seeligen Hauptmanns Gärtchen überreichte:
Heut mußt' ich die Blumen pflücken
Die Euch andre Hand sonst gab
That hier greises Haupt oft bücken
Der nun sank ins kühle Grab.
Wo nicht solche Blümlein blühen
Die so lieblich anzuschaun.
Doch sind noch des Lebens Mühen,
Dort wohl andre Blumen nun,
Die den Guten mehr entzücken,
Noch als dieser Blüthen Pracht
[...]
Reicht nun auch der gute Alte
Rosen Veilchen, Euch nicht mehr,
Sammelt er doch geist'ge Blumen
Für Euch überm Sternenheer! -
O so dürft Ihr muthig hoffen
Blumig ist der Winter Euch -
Und der Himmel steht Euch offen
Kommt in's höh're Blumenreich! -
Der Gedanke ist so hübsch und die Ausführung, wir haben uns innig darüber gefreut, Herr Klahs, der neue Musiklehrer, der sein Fach recht gründlich zu verstehen scheint, componierte dies Lied, und der Vater singt es mit seinen beiden Töchtern
, Carolath wird jetzt mit jedem Tag schöner, Hochwasser ist zurück gegangen, Familientag ist erfolgreich verlaufen, rechtliche Angelegenheiten, Heinrichs Bruder Eduard ist da und hat recht viel Freude an seinen Nichten, Heinrich spielt abends häufig Schach, der junge Kospoth, der Landschwirtschaft studieren will und im Schloss wohnte, hat den Enkelinnen die Cour gemacht und wurde daraufhin von mir grausam nach Milkau verwiesen, Muschwitz ist vom Pferd gestürzt und hat eine Kopfverletzung, im Winter sind 10000 Centner Rüben erfroren, mit der französischen Kammerjungfer ist sie zufrieden, Anecdötchen der Mutter haben alle sehr erfreut, hofft, dass Lucie bald einen Brief von Pückler haben wird, Mutter soll zur Blüthen und Nachtigallenzeit in Carolath sein und Berlin jetzt verlassen, mit dem neuen Koch ist sie sehr zufrieden.