Brief vom 16. April 1839

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 16. April 1839
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 26
Signatur: NPCH.LPAC39.006

Beschreibung

Deine freundlichen Zeilen beruhigten mich über dein längeres Schweigen und wenn du auch darin sagst daß du zuweilen mit einer etwas schweren Stimmung zu kämpfen hast so scheinst du doch im Ganzen ziemlich wohl und durch die guten Nachrichten vom Fürsten erfreut und hoffnungsvoll zu seyn ihn bald selbst wiederzusehen - wer mehr als wir könnte dies sehr dankbar nachempfinden und theilnehmend sich mit dir freuen mein Mutterle - möge doch der liebe Gott deine so billigen Wünsche hierüber erfüllen und auch wir werden den lang entbehrten Freund froh begrüßen u willkommen heißen!, Heinrich ist unwohl und noch nicht ganz genesen, Familie Senftleben, Lucie soll die Tochter Julchen auf den Tod des Vaters vorbereiten, Louis von Carolath-Schönaich hat um die Hand der Tochter Adelheid angehalten, allein wir verlobten sie noch nicht obschon man dies fast für eine Verlobung ansehen kann - Hälfte Oktober kömmt er wieder u vielleicht treffen wir ihn unterwegs in Wien wie er meinte - künftiges Frühjahr will er sie gern heirathen nachdem er ihr gerne noch den Winter gönnen will doch einen Carneval als Mädchen heiter zu verleben er wird auch den Winter in Berlin zubringen - Wir wollen über die ganze Sache bis zum Herbst gern noch ganz vor der Welt schweigen seine Absichten schienen ganz edel und gut zu sein und wenn ihn auch vielleicht die Art gebricht liebenswürdig die Cur zu machen so versteht er gewiß herzlich und recht zart zu lieben und wird so Gott der Allmächtige seinen Vatersegen dazu geben will dieses herrliche Wesen zu schätzen wissen beide aber in ihrer eigenthümlichen Art glücklich machen! [...] Adelheid war trotz dem sie alles längst wusste doch sehr frappiert fand aber Louis Betragen sehr zart und denkt gar nicht daran je einen anderen zu erwählen, sie wird ihn gewiß sehr gut werden und er wird es verdienen - gesund ist er jetzt ganz nicht eine Spur von Trübsinn oder Exaltation ich habe ihn nie wohler aussehend und liebenswürdiger gefunden - Nur Verlegenheit hatte seine Lippen verschlossen und sein Betragen etwas steif gemacht - allein dies wird sich alles verlieren - geschäftlicher Beziehung spricht er so vernünftig klar und einsichtsvoll daß ich nur innig wünschen kann daß er künftig meinem Mann das Meiste davon abnehmen wird.