Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 13. Juni 1839
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 26
Signatur: NPCH.LPAC39.012
Pläne zu einer Reise, die ihre Gesundheit in früherer Dauerhaftigkeit
herstellen soll, sie ist in einem erbärmlichen Zustand, ihre
sonst so starke Brust wird durch den fürchterlichsten Husten
gesprengt, barbarischer Schnupfen, Zitat aus Schillers Die
Ideale, Lucie soll auf Adelheids Gemüth in Bezug auf Louis
einwirken, Recht lieb würde es mir sein seyn, wenn es die gelänge
auf Adelheids Gemüth in Bezug auf Louis eine günstige Stimmung hervor zu
bringen, als die in der wie mir scheint sie sich jetzt gefällt, denn so
edel der Gedanke ist, so wenig würden wir ihn zugeben , wenn sie sich
als Opfer kindlichen Gehorsams betrachten wollte - das gute Kind hat
keine Erfahrung - das Leben ist land - nicht wir, sie heirathet Louis -
lese unpartheiisch seinen Brief wir zart und liebevoll spricht er sch
darin aus, gewiß ist er werth ein Mädchen zur Gattin zu erhalten, die
ihn schätzt., negative Äußerungen über Anna Kospoth, eine
überspannte Frömmlerin, Freundin ihrer Töchter, Helmine hat sich
sehr zu ihrem Vortheil geändert, war bei der Konfirmation ihrer
Nichten anwesen und allerliebst, Überlegungen nach Gastein oder
Wiesbaden zu fahren, hat zu ihrem Hochzeitstag beifolgendes Gedicht in
fünf Minuten aus Spaß verfasst:
Zum 22ten Verlobungstag
Daß zwei mal zwei macht vier
Wir haben es bewiesen -
Denn erst waren zwei
Dann kam die kleine drei,
Und endlich Nummer vier.
Nun wünsch ich dir und mir
Zur Multiplication:
Erste einen Schwiegersohn
Dann Nummer zwei
Und o ich merke schon
Ja, nochmals zwei mal zwei
Die machen wieder vier
Sie lächeln dir und mir -
Und wen die Zeit entflieht
Mit ihr die Jugend auch -
Ein schöner Kranz uns blüht
Es ist ein alter Brauch.
Wenn unsre Locken bleichen
So sind wir doch zufrieden
Denn Kinder die uns gleichen
Hat uns der Herr beschieden
In ihnen fortzuleben
Ist uns'res Lebens Glück
In das sie Freuden weben
Das ein hold Geschick.
O mögten sie auch finden
Was uns so glücklich mach
Der Liebe süß empfinden
Die unserm Daseyn lacht.
Sie hat uns eng verbunden
Das ist gewisslich wahr -
Wie rasch sind uns entschwunden
Schon zweiundzwanzig Jahr!
Und darum winschen wir
Daß zweimalzwei macht vier,
für uns die Zeit erneuen
und ganz uns zu erfreuen
die übrigen die fehlen
um fünzig voll zu zählen
Mag Gottes Lieb erfüllen
In ihrem heilgen Willen.