Brief vom 9. Juli 1839

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Kissingen
Datum: 9. Juli 1839
Umfang: 1 Br. 10 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 26
Signatur: NPCH.LPAC39.016

Beschreibung

Reise von Dresden war durch die abscheulichste Witterung erschwert, denkt an die Reise als sie von Bamberg nach Dennloh zu unserer Confirmation mit Lucie und Helmine reiste, schönes Quartier im neu gebauten Hause des Doktor Balling, auch im Übrigen scheint uns alles zu lächeln. Die Großherzogin von Weimar die hier ist, distinguiert mich, nehmlich uns alle, ungemein sie ist unendlich liebenswürdig, worin sie mich sehr an mein Mutterle mahnt, illustre Gäste sind dort, u.a.- Schinkel et sa famille, rüde bairische Offiziere, russischer Prinz Ketschubey der ein interessantes Gesicht hat, sich aber nicht vorstellen ließ, der Ball war steif und sehr langweilig, Mann und Kinder amüsieren sich, die Großherzogin hat ihr schon sehr viel Lob über ihre Töchter gesagt, nicht Doktor Balling, sondern der Leibarzt des Großherzogs von Baden Geheimer Medicinal Rath Teufel behandelt sie und ihre Herzschmerzen, er ist sich sicher es sei keine Gefahr und das Herz selbst gewiß gesund, weitere Sommerpläne, überlegt wegen der nötigen ernsten Cur allein nach Gastein zu gehen und alle hübschen Pläne für Steyermark und Wien und unser Zusammentreffen aufzugeben, Familie ist zum Sparen gezwungen, ihre Töchter sind leider keine reichen Mädchen, der Aufenthalt hier wird viel kosten das Quartier allein kömmt die Woche über 60 Th auch ist das Kostgeld in Sachsen fast um die Hälfte theurer als in Preußen gewesen, bliebst du in Muskau und wären deine Pläne fixiert hätte dir Heinrich die Kinder gebracht und ich arme Seele käme auch hin wenn ich [...] mit meiner Zeichenmappe nebst einig Büchern das stille Gastein was in jener Jahreszeit schon fast ganz einsam ist werde aufgesucht und gebraucht haben, will über Pappenheim und Linz nach Gastein, Bist du nicht in Muskau müssten die armen Mädelchen nach Carolath zurück solltest du dann wirklich in Steyermark seyn und nicht gar zu sehr aus den Weg daß meine Mittel ausreichen gäben wir uns vielleicht dort wo ein Rendezvous! Wie würde mir dies wohl thun! Auch Pückler mögte ich so gern bald sehen aus tausend Gründen der Freundschaft und des größten Zutrauens in die Seinige und seinen klaren durchdringenden Geist und Rath!