Brief vom 23. September 1842

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Berlin
Datum: 23. September 1842
Umfang: 1 Br. 3 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 29
Signatur: NPCH.LPAC42.025

Beschreibung

Sie kehrte nur ungern in dies nordische, sandige, vernünfthige, todlangweilige, hiesige Land zurück, Beschreibung der Tour durch die herrliche Provinz Vorarlberg die wir noch nicht kannten nach Bregenz und Lindau am Bodensee, Besäße ich das Talent des Fürsten, mit der Feder Landschaftsscenen so zu beschreiben, zu mahlen, daß man glaubt sie selbst zu sehen, so wollte ich dir zuerst von jenen Felsenhöhen im Vorarlberg sagen, die gleich Wolkenbildern sich aufthürmen, von jenen engen Thälern mit ihren reißenden Bergströmen, die schäumend dahinbrausen, und wenn man mit den Gedanken folgen mögte, auch diese mit fortnehmen, bald zu ihrem fernen Ziele, bald zu ihrem Ursprung zurückkehrend - alles ist erhaben in jener wilden Natur und doch auch wie lieblich! Wie verschwiegen, es schließt sich oft so ein Thal als wollte es ein Asyl darbiethen, wo man, entfernt vom bunten Weltgewühl sich erholen kann, beim Anblick der frischen beblümten Matten, o Tyrol hat einen eigenthümlichen Reiz - auch geschichtlich verknüpfen sich Erinnerungen und Sagen von den ältesten bis auf die neueren Zeiten, an jene Bergesgipfel, an jene Engpässe, die Verschiedenheit der Trachten, wo fast jedes größere Thal, die seinige hat, gibt den Bildern eine muntere sehr originelle Staffage, Rückreise über Würzburg, Ulm, Meiningen, Altenstein, Wiedersehen mit Curt, der nach Potsdam mußte, seinen Dienst antreten, Pläne für Rückreise nach Carolath über Muskau.