Brief vom 9. Oktober 1844

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 9. Oktober 1844
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 31
Signatur: NPCH.LPAC44.046

Beschreibung

Wiedersehen mit der Mutter zieht sich noch etwas, graue trübe Novembertage in Carolath können sie wahrlich nicht aufheitern, als sie diese Zeilen schreibt vergoldet die scheidende Abendsonne den in bunten Farben prangenden Eichwald der aus den klaren Fluthen des Stromes noch einmal hervorleuchtet - wie gern teilte ich den freundlichen Anblick mit dir [...], Lucies Rat wird gebraucht: die Cottage auch von wildem Wein umrankt ist noch sehr hübsch auch die kleine Anlage um der Kinder künftigen Wohnung harrte deines gnädigen Rathes, wenn nur nicht der erste Schnee schon liegen wird bis du kömmst [...], Heinrich, ihr guter Mann, wird dich wohl in Berlin sehen wohin er auf einige Tage geht um den König zu seinem Geburtstage aufzuwarten da er noch nicht Gelegenheit seine Theilnahme auszudrücken über die glückliche Erhaltung seines und der Königin Leben. Auch wird er bey dieser Gelegenheit die so interessante Gewerbeausstellung in Augenschein nehmen, den 16tn gedenkt er jedoch heim zu kehren um so mehr da die Herzogin von Talleyrand uns zum 17 und 18tn nach Güntersdorff wo sie Feste geben will, eingeladen hat., freut sich auf das Beysammensein mit der Mutter, Enkelkind, befürchtet, dass die einfache Lebensweise der Mutter nicht zusagt und sie vielleicht blind für Mangelhaftes seien, will aber alles tun, um ihr es so vollkommen und bequem wie möglich zu machen, will sich mit der Mutter über den sentimentalen Zuchoni austauschen, freut sich über die Verlobung Carl Pleßens, der Necrolog des Grafen Magnus Brahe war interessant, Reflexion über den Tod und das Aufopfern für andere: ich darf solchen Bildern gar nicht nachhängen bei meinem Hang zur Schwermuth [unterbrochen], Thränen die heiß meinen Augen entströhmten und sie verdunkelten, nöthigten micht gestern Abend abzubrechen, heute geht die Post, sie kann nicht mehr soviel schreiben, Die ganze Familie sagt willkommen Großmama!