Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Glatz
Datum: 28. April 1845
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 7, Mappe 73
Signatur: NPCH.ACLP45.014
Betreff: Weiterhin trübe Stimmung, Besuch von Waldstein
Die Stimmung ist und bleibt betrübt - weil alles Ungewissheit erfüllt., hübsche Aussicht in Burg Waldstein: Statt blühender Büsche und Rasen, das Auge erfrischenden Rasenflächen umgibt sie die schlanke Tanne - Steine und Felsen in verschiedenen Gruppierungen. Die ganze Gegend hat mehr einen ernsten Charakter., Angst vor der Rückkehr: Ich werde noch 2 Tage hier verweilen, und dann zurück reisen! Trauriges Ziel! Wohin ich wandere. Pückler ist sehr wohl, sehr gut für mich: heiter weil er philosoph. und durch eine so herrliche Willenskraft begabt ist. Einer armen Seele aus dem Geschlecht der Schnucken oder besser: der Schnucken Stammutter darf schon einige Schwäche gestattet sein. Auch übt sie momentan ihr Recht aus. Lucie rührt das Bild eures Familienglücks. [...] Gott erhalte es euch ungetrübt. Sie wird den höchsten Genuß finden, mich von euch pflegen zu lassen. Lucie will ihrer Enkelin Schränke für den Raum, wo sie das Tafelgeschirr und alles [...] aufbewahren will, von M. schicken. Wahrscheinlich auch für die Gardrobe, aber: Von dieser bitte ich um den Grundriß. Das Wetter in Glatz: Der weite Horizont des Gebirges ist mit dichtem Nebel umringt. Nach schönen Tagen strömt es herab vom Himmel. Die Uebergabe von Waldstein ist bereits erfolgt - und die Mußkauer Herren heute abgereist! In einigen Tagen folge ich! - Meine Pläne für die Zukunft gewinnen mehr Consistenz, da ich Zeit hatte mich mit Pückler, der so gut für mich ist, und so gut für dich auch denkt, zu besprechen; und einer Idee wenigstens Auffassung zu geben, die uns beiden zusagen mögte, indem sie für unsere verschiedenen und doch gegenseitig ganz verbundenen Interessen paßt. Doch die Pläne sind für Lucie noch weitgehend Phantasiebilder, derer sie bedarf und nach denen sie greift.