Brief [1818]

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: ohne Ort
Datum: [1818]
Umfang: 1 Br. 1 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 1, Mappe 6
Signatur: NPCH.LPAC18.003
Betreff: Einweihung von Adelheidshöh

Beschreibung

Gestern begann die Weinlese und mein Heinrich feierte die Einweihung von Adelheits-Höh auf eine Ihm so eigene zarte liebevolle Art -- als ich herauf fuhr wurde ich mit Musik von ihm empfangen, auf der Thürschwelle stand das Wort Salva, gegrüßt und geachtet; in den Fensterbogen gegenüber vor der Thür war mein Bild angebracht ganz mit Blumen und Reben bekränzt, wie auch die Wände des Sallons sehr hübsch verziert waren, auf der einen Seite in einen Stern von Eichenblättern ein A von imortellen auf der andern Seite ein reicher Krantz von Trauben. Wir sollten oben dinieren die freundliche Tafel war bereitet und auf meinem Teller fand ich dieses liebe Gedicht, was ganz die klaare Seele meines geliebten Heinrichs ausspricht. Ich bin überzeugt daß die Abschrift desselben dich freuen wird, meine gute Schnucke: Hier Adelheid steht nun das Haus erbaut, Wovon beym Grundstein du den Anfang hast geschaut, zufrieden ist ein jeder wenn du Beifall zeigst, belohnt da du gesund und froh das Haus ersteigst. der Säulen Zahl die dieses Haus umgeben Bedeuten jene zwölf die stündlich um dich schweben, Zufriedenheit und Glück, beym Schwinden und Erscheinen, soll sie in ihrem Tanz nur steets um dich vereinen.- doch dieser ganze Bau der mit des Lenzes Wonnen So wie dein Leben und die Liebe hat begonnen, der vom der Trauben Blüth', bis zu der Frucht Entfalten Mit ihr hat wachsend immer gleichen Schritt gehalten Ist gleich der Liebe Wachstum hier in meinem Herzen, denn seit dem Tag; als unter süßen Schmerzen Ich zagend, hoffend dir die Blüthe gab, Ich ungewiß der Lippe ob sie Frucht ob Grab mir bringen würde, mit dem Abendroth und endlich es erschall: die Treue bis zum Tod! Wächst auch durch Frühlings, Sommers, Herbstes Zeit, selbst durch des Lebens Winter, wenn mein Haar gleicht Schnee einst, Und du Adelheit wie hier, stehst auf des Altars Höh', die Liebe für dich fort bis in die Ewigkeit!