Brief vom 5. Januar 1831

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 5. Januar 1831
Umfang: 1 Br. 3 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 18
Signatur: NPCH.LPAC31.001

Beschreibung

Danke für die Wünsche, Segen der Mutter baut Häuser und ist die Basis ihres Glücks, Liebe zur Mutter kommt keiner auf Erden gleich, Krise mit Heinrich, will einen harmonischeren Ton anschlagen, um Heinrich wieder zu gewinnen: daß dies Alles jedoch eine leichte Aufgabe ist, daß ich alleine die Schuld der Verstimmung sein soll dies ist nicht der Fall und müsste die Stimme der Wahrheit und die der Vernunft überbetäuben wenn ich es zugeben wollte. Ich will mich bey Gott nicht [rein] brennen, ich kenne nur zu gut die Lage der Dinge, der Verhältnisse, und weiß wohl wie wenig mir es anstehen kann über manche Dinge zu klagen doch bin ich mir auch zu gut bewusst wie unaussprechlich ich meinen Mann liebe, wie ich ihn stets zu jeder Zeit über Alles liebte und um keinen Preiß der Welt zugegeben hätte daß ein Mensch auf Erden mir sonst noch so theuer, ihn je angegriffen oder ohne Rücksicht behandelt - dies ist nun aber bey ihm nicht so und er selbst bezeigt mir schon längst nicht mehr die Egards die er mir und sich selbst schuldig ist und dies zwar meistens in Gegenwart von Personen wo es mir eben am unangenehmsten ist - dies reitzte mich oft sehr so wie seine fast ununterbrochen üble Laune gegen jederman gegen mich am meisten - gute Mama verzeih! - nicht vier Wochen würdest Du mit Heinrich auskommen - und ich behaupte daß wenn ich heute stürbe und er eine andere Frau bekäme sie schwerlich so lange geduldig bliebe als ich es war weil wahre innige Liebe und ein großer fond von heiterem Lebensmuthe früher mir zu Hilfe kamen ihn gut zu nehmen und schnell seine fast unerträglichen Contradictionen zu vergeßen wenn er nur gut war - die Liebe ist nun wahrlich noch dieselbe allein von Heiterkeit von Geduld fast keine Spur mehr - die letztere will ich nun ernstlich streben wieder zu gewinnen und mit ihr gerüstet meine Pflichten wenn sie auch schwer sind endlich zu erfüllen mich ernstlich bestreben - hier die Ruhe, der Friede, die einfache aber mir behagende Lebensweise - ach, Gott, wie wohl thut es mir, wie glücklich bin ich wie ist mein ganzes Wesen so milde, so gut gestimmt, so zu allem Guten bereit - es kann ja kein Wesen auf Erden geben was dazu besseren Willen hat und was genügsamer in Allem ausgenommen in dem Streben sich geliebt zu wissen ist, als ich es bin, aber hierin begehre ich freilich viel und bin so nahmenlos glücklich wenn es mir gewährt wird [...] Ich bin deine Schöpfung gute Mutter, sehnt sich nach Lucies Gegenwart und Pücklers liebenswürdiger Erscheinung.

Kommentar

unvollständig