Brief vom 12. Oktober 1833

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 12. Oktober 1833
Umfang: 1 Br. 3 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 20
Signatur: NPCH.LPAC33.015

Beschreibung

Dein rosenfarbenes Blatt schwebte in meine grün und bunt gefärbte Waldeinsamkeit, hofft auf baldigen Besuch der Mutter und Pücklers, glänzende Jagdzeit, reiche Ausbeute: 67 Stück Rothwild, Dammwild und Sauen, Die Herren waren alle sehr zufrieden und lustig, ich zeichnete fast den ganzen Tag nach der Natur, und die Kinderle besuchten uns fleißig, in abwechselnder Begleitung der in Carolath weilenden Schlossbewohner, will mit der Mutter Spazierfahrten auf dem schönen Damm, nach der Fasanerie, der neuen Cottage, Heinrichslust, dem Gestüt unternehmen und in der grünen Stube, einige Partien spielen, Enfin: je eher je lieber ist die Parole, und das Feldgeschrei: komm Mutterle!, fragt ob Pückler nicht den jungen Gärtner, den du in Berlin dies Frühjahr hattest und ein paar geübte Parkarbeiter, auf eine Woche während seiner oder deiner Anwesenheit hierher erlauben würde? - meine Cottage ist unter Dach und allerliebst - zur innern Einrichtung rechne ich auf deinen guten Rath, so wie zur Anlage, auf den beyden exquisite guten Geschmack. Allein mein übelwilliger geschmackloser Kleemann würde alles verpfuschen, und jetzt im Herbst könnte so schön abgesteckt und sogar schon gepflanzt werden - wie würde mich das Lieblingsplätzchen, wo ich so oft seyn werde, doppelt freuen da ich es der Liebe und Güte meines Mannes danke, den Platz dazu von Muschwitz und mir vereint erwählt, wenn du und Pückler, die wahre Verschönerung davon, die reitzende Naturumgebung, ausschmücktet, mit ihrer Schwester der Kunst sie unterstützend - ich hoffe zwar auch, von dem Autor selbst, ein Exemplar seines neuen herrlichen Werkes über Parkanlagen zu erhalten, allein bis ich es praktisch anwenden lerne, muß doch meine Cottage schon blühen und gedeyhen, und der wilde Wein, der mich in meinem lieben lieben England Mußkau oft so freundlich beschattete, wenn wir vereint der Abendglocke Läuten, am Fenster vernahmen, und hinschauten, auf die Erlenwiese, auf der der weiße Duft schwebte, und in schattiger Umgebung das Schloß so gar reitzend hervorblickte, wenn die Abendröthe den Horizont entflammte, der Stern der Liebe so hell funkelte, und wir so liebevoll, so vertraut, dort die Wonne fühlten, diese Schönheiten zu verstehen, und zusammen uns derselben zu erfreuen - ja - solche Abende wollen wir auch nun hier, vereint genießen - und sind wir um einige Jahre älter geworden, so fühlten wir für solche Schönheiten noch eben so warm, Noch eine Bitte wegen der Cottage ist: das Recebt zu dem blaßgrünen Anstrich der Verandah wozu Schinkel dir die Probe gab und wo möglich, eine Probe auf Holz davon, so wie einen dunkelgrünen zu den Thüren und Fenstern, die Holzarbeit ist sehr gut gerathen schickst du mir diese Farbe, so bitte ich unterthänig es durch deinen Baudirektor an den unsrigen mit der Anwendungsmethode adressieren zu lassen, auch sagtest du mir einmal daß Schöbler oder ein Saganer Töpfer nach dem Modell von den Feilnerschen Oefen, viel wohlfeilere verfertigte wenn ich den Preis von einem Kaminofen mittlerer Größe erfahren könnte: wäre mir es auch recht lieb. Ich bin beschämt, wenn ich diese Littaney von Bitten und Fragen übersehe, und wünschte nur: dir auch, mein gutes Mutterle, eben so gefällig seyn zu können, da du aber den Winter in Berlin zubringst, kann ich dir nicht einmal Teltower Rübchen, Rôneblanc oder Backobst anbiethen! Lucies Bruder reiste durch Neusalz und schrieb Adelheid einen sehr artigen Brief, Präsident Rother.