Brief vom 13. September 1835

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 13. September 1835
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 22
Signatur: NPCH.LPAC35.019

Beschreibung

Alltag in Carolath, Pückler auf Reisen: Daß du gute Seele dich in deiner Gemüthsstimmung so gedrückt fühlst erregt meine innigste Theilnahme, und schmerzt mich besonders die Überzeugung: daß es ein Übel sans remède [Heilmittel] ist, so lange Pückler das gefahrvolle Reisen nicht aufgiebt - wenn ich bedenke wie Angst und Sorge die besten Lebenskräfte zernagen und verzehren, so bin ich ihm gram, meine geliebte Mutter ihr theures Leben nicht besser zu schonen, so sehr ich ihn sonst jedes Interessante und Gute gönne, und ihm recht viel dergleichen wünsche - du hast so viel in deinem Leben gelitten, mein armes Mutterle, daß ein recht ruhiges sorgenfreies Alter dir zu gönnen wäre!, Aufenthalt in Breslau: Die Generalin von Block machte die Honneurs, u General Ziethen bat mich da ich die vornehmste Dame Schlesiens sei, die Kaiserin beim Einzug in das Zeit, mit zu empfangen, der König war schon etwas früher gekommen er reichte mir die Hand, war sehr gnädig, die Kaiserin embrassierte mich und war sehr zuvorkommend gegen mich sie sprach öfters und immer sehr freundlich mit mir, so weil alle anderen Prinzessinnen, besonders die junge Prinzeß Wilhelm die allerliebst aussah, es wurden Polonaisen getanzt, der Ball ward durch Prinz Carl und meine Wenigkeit eröffnet, nachher tanzte der Kronprinz so wie sein anderer Bruder u sämtliche Prinzen mit mir, Graf Hermann Pückler, Fürstin Liegnitz, Blücher konnte nicht begreifen warum seine Frau ihm gar nicht schriebe? er war sehr wohl u munter.