Brief vom 7. Februar 1837

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 7. Februar 1837
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 24
Signatur: NPCH.LPAC37.005

Beschreibung

O mein Mutterle nicht nur in Breslau, sondern in ganz Schlesien und - nach meinem Geschmack in ganz Preußen ist keine so geistreiche und liebenswürdige Frau wie du es bist, diese Modells von exquisitem Ton sind nicht mehr vorhanden und leider, leider wird das Gegentheil immer fühlbarer und ich begreife gar wohl wie man in dem natürlichsten deplaisir darüber, und in dem allerdings angenehmen Behagen einer gewissen Bequemlichkeit, in kleinem Kreise und [...] Häuslichkeit, bei guter Lectüre und selbst gewählter Zerstreuung sich sehr wohl befinden kann und ... jenes bunte gehaltlose Treiben der größeren Welt mit allen Unannehmlichkeiten der Kleinstädte nie verbunden, sehr gern entbehren kann, Aber leider, leider ist es nicht mehr so, wie vor einem Jahrhundert, wo meines Mannes Eltern Vater Fürstenthumspräsident von Schlesien war, einen Pallast in Breslau hatte und - Gesetze gab - die Zeiten sind vorbei, und - kehren niemals wieder! Denn jetzt ist der bürgerliche Doktor von Merkel königlicher Comissarius, der Fürst Landtagsmarschall - hat keine Gesetze zu geben und zu handhaben - auch keinen Pallast in Breslau, sondern ein zu der ganzen Comödie passendes sehr enges kleines Quartier - obwohl eines der besten was dort jetzt zu haben war - und zwar so beschränkt, daß mir Heinrich gestern schrieb: die Kinder würden keinen Platz haben!, Bitte um Besuch der Mutter, daß du so lange ohne Nachrichten von Pückler bist, und alles was du mir darüber sagst, hat mich so ergriffen, daß es mir einen ordentlichen Schmerz im Herzen verursachte - du kennst dies Gefühl aus der Erfahrung, ich brauche es dir nicht zu beschreiben!, Beschreibung ihrer Kleider, gegen Helmine werde ich sehr freundlich sein, deines Neffen ritterliches Benehmen freut mich sehr.