Brief vom 29. Juli 1840

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Muskau
Datum: 29. Juli 1840
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 6, Mappe 68
Signatur: NPCH.ACLP40.009

Beschreibung

Adelheid und Heinrich in Gastein zu Kur: der gute Fürst soll doch nun Kreutzbrunner trinken, und dann u wann eine kleine Abfuehrung nehmen: auch wenn er Gastein braucht: denn so vortrefflich das Bad: die inneren Theile müssen doch auch versorgt sein. Gott stelle Euer beider Gesundheit wieder her und gebe Euch Freude und Frieden, auf allen Wegen! Wie gern wäre ich bei dir, meine beste Tochter, in dem schönen Lande!, sie fühlt sich unwohl, liegt 3/4tel Theil des Tages zu Bette, Meine Kraftlosigkeit nimmt täglich zu doch ist sie manchen Tag stärker wie den anderen was auch gut ist! Du hast also Pückler in Wien gesehen! - deine Nachrichten bis auf die von seinem kalten Fieber, waren mir recht angenehm! Wie konnte es anders sein, als daß deine Kinder ihm sehr gefielen! Ich erwarte mit Ungeduldt daß sie mir, und mir auch von ihm schreiben. Möge ein gutes Vernehmen zwischen Euch und ihm recht unterhalten werden: es ist dies, eins meiner letzten Wünsche nicht ohne Beziehung. Was er über meinem Mangel an Vertrauen sagt ist wohl eine Rede, wenn jemand sich entschuldigen will und nicht weiß womit. Nie gab ich ihm Mangel des Vertrauens zu erkennen. - so wenig als ich je seinen Willen gewaltsam zu hindern suchte, oder gar mein Interesse von dem seinigen trennte. Es kommen im Leben oft unglückliche Verwicklung und sie treten hervor ohne unsere Absicht und verstricken und verwirren uns in unserem besten Wollen und unseren besten Gesinnungen. Schreibe mir, liebe Tochter; aber aufrichtig wie du ihn fandest, im Aussehn - auch wie man dort wo du bist über ihn spricht., Muskauer Einsamkeit.