Brief vom 6. September 1840

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: ohne Ort
Datum: 6. September 1840
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 6, Mappe 68
Signatur: NPCH.ACLP40.010

Beschreibung

Dank für Brief, Arbeiten in Muskau: Ich habe diesen Sommer der mir selbst auferlegten Pflicht gelebt, das Werk was ich hier mit dem Schloßbau, und dessen Einrichtung einmal angefangen hatte, auch zu vollenden. Es ist mir nicht leicht geworden, und hat mir viel Unruhe gekostet, doch bin ich durch Gotteshülfe, damit bis auf Kleinigkeiten zu Ende, und habe wenigsten die Befriedigung: mit meinem Unternehmen nicht jene trostlose Verwirrung herbeigeführt zu haben welche in dieser Art das Gepräge dessen immer bleibt, was nur halb und unfertig wurde. Niemand nütz und dient: - eine Last bleibt ist und wie zum Spott noch dasteht! Wenn ich mich so weitläufig hierüber ausspreche; so geschieht es: da Manche, sich vielleicht über den Eifer wundern könnten, und du selbst [...], du meine geliebte Tochter, den Sinn der mich hierin leitete, wohl verstehn und wohl würdigen mögtest!, in den kommenden Jahren will sie mit Adelheid nach Gastein reisen und dort ihre Gesundheit stärken, Entsagung und Resignation, Ja, ich fühle es wohl: und nur in dieser Resignation noch bleibt der letzte Gewinn: die Ruhe! Die der Seele; des Körpers, der auch sie sehr bedarf! - eine heftige Erschütterung derselben erfuhr ich noch kürzlich. Das Fieber, wovon du Pückler in Wien schon befallen fandest: steigerte sich so, daß man für sein Leben besorgt war. Den Schreck, den ich darüber hatte, da mir die Sache, zumal, auf eine für mich sehr allarmente Art beigebracht wurde, gab mit einen heftigen Stoß und seit dem befinde ich mich noch viel übler: ja in einem Grade kraftlos und matt, den ich dir nicht arg genug schildern kann. Zum Glück kam der Artzt des F. Metternich nach Marienbad, der eine richtige Behandlung für Pückler vorschrieb. Er ist nun besser und will in den nächsten Tagen hier eintreffen. Ach, meine geliebte Adelheidt, - ob ich aber so wohl wieder werde, daß ich der Hochzeit deiner und meiner geliebten Adelheidt, der II. beiwohnen kann: das vermag ich noch keineswegs zu entscheiden: denn, so wie ich mich dermalen fühle, da wäre es unmöglich, Reisepläne für Berlin, hofft dort die Tochter zu sehen, dann weiter zur Kur nach Wiesbaden, Konfirmation der Tochter Helmines.