Brief vom 25. Oktober 1845

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Branitz
Datum: 25. Oktober 1845
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 7, Mappe 73
Signatur: NPCH.ACLP45.032
Betreff: Bild aus Gastein von Adelheid, Anlagen in Carolath

Beschreibung

Lucie bedankt sich für das herrliche Bild welches deine kunstfertige geschickte Hand liebevoll mir widmete - und jenes, was meine theure traurige Erinnerung in sich faßt. Das Schreiben greift sie an: Ich bin und werde immer schwächer. Das Gemälde steht nun vor mir, das Bewußtsein deiner liebenden Sorgfalt um mich und jedes Wort, was du mir aussprichst, um mir zu rathen, um mich zu trösten. Alles ist tief in mein Herz, und in mein Gedächtniß gegraben. Du hast gewiß, in Vielem, sehr Recht, meine Mische, worin du meine Zukunft beleuchtest und mir Wünsche und Aussichten aussprichst, die so threu, so lebendig, aus deiner guten Gesinnung für mich kam. Es wird sich auch Mehreres so stellen: - aber könntest du in meinem Inneren lesen, und die Folgen der Eindrücke wahrnehmen, die mich in letzter Zeit bestürmt, ja bewälltigt haben so würdest du verstehen, daß noch nach neuerdings erlebten Hindernissen, Schwierigkeiten und wenn auch in unbedeutenden Dingen, eben doch hinreichend verdrießlich stöhren - ja du würdest es ganz begreifen, daß ich nun so weit gekommen bin, in eine Art Apathie über das zu verfallen, was meine Zukunft angeht! Oder vielmehr mir selbst Gewalt darin anzuthun, das Thema nicht fortwährend in meiner Phantasie durchzunehmen. Ich muß der nächsten Zeit es überlassen, noch Dunkles und Verworrenes zu lösen - auch meinem verwundeten Sinn Ruhe gönnen. Gottes Gnade wird mich leiten! Zu seiner Zeit: mir wieder Kraft des Entschlusses geben, das Richtige ausgefunden es ins Leben treten zu lassen. Äußerungen über die Enkel und die Villa Adelheid: Daß Adelheids=Villa so sehr in die Umgebung geeint ist mir eine wahre Beruhigung. [...] Es wird aber immer noch viel zu thun übrig bleiben und biete alles auf, mein Engel, daß die Pflanzungen richtig gemacht werden: daß die Muskauer Arbeiter wiederkommen und wenn sie bestehen zurück zu gehen, daß Rheder andere schickt, die die Sache verstehn. Wallek wird doch wohl nicht an seine eigene Entfernung denken! Und mit einigem Lob und Außerung deiner und des Fürsten Zufriedenheit, suche ihm das Leben froh zu machen. Sollte er darauf bestehen Carolath zu verlassen, so melde mir es gleich. Zum Frühjahr komm ich noch vor den Schwalben selbst meine Gartenkunst wieder bei deinem favorit Besitz anzuwenden. Bedankt sich noch einmal für das Bild aus Gastein: Denke dir: dein Mütterle weiß nicht mehr aus welcher Gegend, die reitzende Landschaft stammt.