Brief vom 20. März 1822

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 20. März 1822
Umfang: 1 Br. 6 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 1, Mappe 10
Signatur: NPCH.LPAC22.009

Beschreibung

Kein Zeichen von Lucie zum Geburtstag, erkennt immer mehr den unschätzbaren Werth dieses trefflichen Lebensgefährten [Heinrich], trägt das Pfand der zärtlichsten theuersten Liebe unter dem Herzen, Ahndung der Mutterseeligkeit, ernster Beruf des Weibes, will Kinderfrau aus dem Lande gebürtig wo ich geboren bin, die schlesischen Leuthe sind so unbeholfen, so wenig attachiert, Besuch der Schwiegermutter, wird sich in alles einmischen, Gedicht Heinrichs zum Geburtstag, beide sehr poetisch, Adelheid antwortet mit einem Gedicht, Beschreibung des Geburtstages, das Wetter war herrlich, so daß wir unten im Gartensaal speisen konnten, abends ein allerliebster Maskenball, Heinrich erschien zu erst in Rittertracht, himmelblau und weiß, die Farben seiner Dame, kleideten ihn so wohl, daß ich sein Bild in diesem Costume besitzen mögte und mit freudigem Stolz schritt ich an der Hand meines schönen Ritters durch den einfach aber geschmackvoll verzierten Saal [...] Bald darauf erschien Heinrich im Harnisch mit geschlossenem Visir mit grün und rother Feldbinde, geführt von Helmine die im himmelblauen Gewande die Treue darstellte., General von Valentini, der als Pappenheimischer Curassier verkleidet war, gefiel ihr am besten, Helmine hat zu viel getanzt, kränkelt, ist sehr reitzbar, nimmt keinen Rat an, Der Geheimrath Schöll hat mir dieselben Briefe unserer guten Freundin der liebenswürdigen Marquise von Sevigné besorgt die du besitzest und dem Jusitzrath Helwig den Auftrag gegeben mir sie zu schicken - ich erhielt sie - aber der Einband ist so total ruiniert das es ein Jammer ist, nun mögte ich wohl wissen ob sie auf der Reise von Paris nach Berlin oder von dort hierher so abscheulich zugerichtet worden? - auch schreibt Helwig gar nicht über den Preis und ich wollte gerne sogleich bezahlen, habe doch die Gnade Schöll zu fragen und mir zu schreiben. Bittet um eine Stahlscheere, die Lucie benutzte als sie guter Hoffnung war, sie liegt in der Muskauer étagere wo der liebenswürdige Chinese mit dem Kopf nickt.