Brief vom 24. September 1831

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Muskau
Datum: 24. September 1831
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 18
Signatur: NPCH.LPAC31.016

Beschreibung

Frieden in meiner Ehe will sie wieder herstellen, Wie ich dir neulich schrieb, habe ich nach meinem alten Grundsatz daß unter Personen die sich lieb haben, die Aufrichtigkeit am besten ist, mit Sanftmuth und Ernst eine Explication mit meinem Mann gehabt, ich stelle ihm ohne Bitterkeit ein Benehmen vor zeigte ihm wie tief es mich betrübte welchen traurigen Eindruck es auf unsere lieben so klugen gefühlvollen Kinder haben müsse, welche schrecklichen Folgen auf ihr und unser Schicksal - ich sagte ihn wie innig ich ihn liebe welche bewährte Freundin ich ihm wäre, wie wenig er in dieser Art besäße, wie herrlich unser Glück früher geblüht habe und was auf Erden ihm und mir Ersatz biethen könne für jenes schöne solide Glück das nur in unserer Macht stünde wieder hervorzurufen? - ich bekannte ihm daß er mir über Alles theuer wäre aber daß er mich durch seine immer schlimmer werdenden Launen und öfteren taktlose Betragen sehr von sich entfernte, daß ich einmal das Bedürfnis der liebenden Theilnahme habe und dabey in seiner Familie nicht eine Seele gefunden habe die mir diese gewährte, er selbst aber in dieser Beziehung selten mich anhörte mich wenig führte oder stützte on geschäftlicher Beziehung gar nichts für mich thäte und dabey meine Eifersucht auf eine nicht delicate Weise reitzte - es sey daher mir weniger zu verdenken wenn ich mich an fremde anschlöße die mir mehr Freundschaft zeigten und mit denen er mit überdem überflüssige Gelegenheit gemacht hätte und noch machte zusammen zu seyn! -
Ich schätze und liebe ihn jedoch mehr als alles und wünschte nichts mehr als ihn in Allem was er nur wünschen könne entgegen zu kommen um jene Einigkeit wieder herzustellen ohne die ich nicht an seiner Seite zu existieren vermögte - er solle sich auch ernstlich vornehmen mir ebenso liebevoll entgegen zu kommen besonders da ich sehr billige Forderungen machte die eigentlich nur dahin zielten daß Friede herrschte er mich mit derjenigen Achtung und Freundschaft behandle die er der Gattin und Mutter seiner Kinder schuldig sey, daß er den Anstand nicht verletzen möge und durch einigermaßen freundliches Betragen unsere Umgebungen beglücken möge, in Geschäftlicher Beziehung aber nun auch endlich ernste Schritte thäte um seiner und meiner Kinder Zukunft zu sichern - wie gesagt die Billigkeit dieser Forderungen sind wohl einleuchtend ich stellte nun Heinrich noch vor wie so sehr zufrieden wir leben könnten in einer Zeit, die ohnedem so bewegt und traurig ist, daß nur enges Zusammenhalten der Familie und die Freuden der Häuslichkeit so manchen schweren Sorgen Erleichterung und Entschädigung zu biethen vermögte, er würde jedoch da ich ihm nun so liebend als vernünftig ihm entgegen käme, vor Gott und seinem inneren Richter die Verantwortung davon haben, wenn ich mich in entgegen gesetztem Falle seines Zurückkehren in mein Herz, ihm mit meinen Kinder verließe, und sie von ihrem sonst so guten Vater trennend, in der Welt herum verlassen und [...] folglich unglücklich herum irren müssten mit ihrer trostlosen Mutter, ich stellte ihm auch deinen Schmerz vor deine einzige Tochter so unglücklich sehen zu sollen - und nachdem er manche Einwendungen manche harten Worte gesagt hatte [erreichte] er sich doch mehr und mehr - war seitdem viel besser gegen mich! [...] Gott gebe nur daß es Bestand hat.
Helmine dauert sie wegen des Kindes, denn du hast keinen Begriff wie dieses Kind mit ihr umgeht - es ist schauderhaft welche Worte sie hören muß, dummes Weib, [...] ungeschickte Person das ist noch das wenigste und von der grenzenlosen Unart Spucken, Schlagen, Kratzen, Wüthen von diesem Kinde läßt sich keine Beschreibung machen [...], die Waschfrauen wollen nicht mehr bleiben so kratzt und schlägt sie dieselben.

Kommentar

unvollständig