Brief vom 22. März 1848

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 22. März 1848
Umfang: 1 Br. 1 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 35
Signatur: NPCH.LPAC48.007

Beschreibung

Ankunft in Carolath, Bericht über all die guten Menschen die uns schon bis zur Oder entgegenliefen und überall sich freudig versammelnd uns herzlichst willkommen hießen! Welcher Contrast mit dem was wir verließen, nur zum Theil unterwegs noch sahen und erlebten! Wir fuhren durch die von Barricaden ganz zerstöhrten Straßen in einer schlechten Droschke hinter unserem Wagen her und je mehr wir uns den entfernteren Theilen der Stadt näherten je mehr Spuren dieser gräßlichen Zerstörung und je mehr unheimliche Gruppen erblickten wir durch die durch die Barricaden zerstöhrten nur notdürftig wieder hergestellten Straßen ging es langsam beym Hallischen Thor weiter grade die armen [Ulahnen] -- wir fuhren bis zum schlesischen Thor es dauerte entsetzlich lang bis wir hinaus kamen in unseren Wagen stiegen und sehr schlechten Weges bis Köpenick fuhren wo wir zwey Stunden im Saal des Bahnhofes auf den Zug warten mußten -- die wir wohl alle nicht leicht vergessen werden es waren noch zwei Grafen Henkel und einige unbekannte Familien Militairfrauen und Kinder daselbst außerdem ein paar Männer welche die unheimlichsten gemeinsten Reden die ganze Zeit gegen uns ausstießen aus welchen der ganze gräßliche Geist der gegen unsere Caste herrscht sich darthat und uns mit Empörung und Schauder erfüllte!!! -- wir trafen noch Fürst Hohenlohe und Malzahn - alle in gleichen Gesinnungen und Gefühlen wie wir, Sorge um die Mutter: Könnte ich nur über dich geliebte Mama erst auch so ruhig seyn und wie mag es dort gehen in der unglücklichen verblendeten Stadt und welche Folgen werden wir alle erleben? auf dem Lande soll der Geist ganz gut sein wogegen in all den kleinen Städten das böse Beispiel gefolgt wird.